frühe Arbeiten

Heike Hidalgos Arbeiten sind überraschender Ausdruck einer künstlerischen Besessenheit und einer vitalen Kraft schöpferischer Gestaltung ihrer inneren Welt. Vor dem Hintergrund intensiver Zeichenstudien in den von ihr geliebten phantasieanregenden Schrotthalden, vor denen sie von den unbrauchbar gewordenen verbogenen und zerschlagenen Überresten einer umweltzerstörenden technischen Zivilisation fasziniert ist, entstehen die Serien ihrer farbintensiven Bildgestaltungen in verschieden großen Formaten. Man erkennt bei näherer Betrachtung die Rudimente verbeulter Autotüren, ausgediente Scheinwerfer, weggeworfene Blechdosen, Überreste einstiger Auspuffrohre, verrostete Kühlergrills oder auch die bizarren Einzelteile eines Schaufelbaggers, der die sperrigen Metallelemente immer wieder zusammenschiebt, verbiegt und bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Doch all dieser Schrott, wie er sich auf den Schrottplätzen ansammelt, erscheint nur als spärliches Zitat einer sich überlagernden, auflösenden oder untergehenden Formenvielfalt, denn die Bilder der Künstlerin in Acryl oder Öl, in Mischtechniken mit Kreide und Kohle auf saugfähigen Büttenkarton oder auch auf Leinwand gemalt, leben von der Intensität der gegeneinander gesetzten oder übereinander geschichteten Farbelemente. Sie ergeben in der Abstufung des Grün und Blau, des Braun und Weiß eine immer wieder überraschend reizvolle Farbkomposition. Heike Hidalgo sieht sich dabei auch angeregt durch das blühende Unkraut auf den Schrott- und Schutthalden, das die untergegangene technische Gebrauchskultur überwuchert, was eine Künstlerin trösten muß, die die Natur in ihrem organischen und elementaren Reichtum als Zeichen einer unbesiegbaren Schöpfung bewundert.

Prof. Dr. Paul Raabe: Katalog zur Ausstellung Don Quijote- Illusion und Sturz, Braunschweig/Neapel 1994